Der 1942 als Sohn der Burger Gastwirtsfamilie Ernst und Helene Bleske geborene Ernst jun. besuchte die Dorfschule und begann 1957 eine Lehre als Koch im Cottbuser Restaurant „Zum Schwan“. Nach der Ausbildung wurde er „abkommandiert“, wie es damals hieß, um als Koch bei der Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse Unterstützung zu leisten. Es folgten Stationen in Bulgarien als Austauschkoch, später half er an der Ostsee in Ahrenshop, Heringsdorf und Zingst in der Saison aus. Zwischendurch war Ernst Bleske beim Grundwehrdienst – natürlich auch als Koch. In trug es, wie es schien, immer weiter weg von Burg und vom elterlichen Betrieb. Nichts deutete darauf hin, dass er diesen mal übernehmen sollte. Inzwischen war er seit 1966 mit der Leipzigerin Rosemarie verheiratet, Sohn Torsten kam im gleichen Jahr zur Welt. Eigentlich hatte er sich im Leben schon eingerichtet. Da ereilte ihn die Nachricht seines Vaters, dass er die Gaststätte zu verkaufen gedenkt, wenn sein Sohn sich nicht endlich in Richtung Heimat aufmacht und den Traditionsbetrieb – im Familienbesitz seit 1910- zu übernehmen gedenkt. Das war ein deutliches Ultimatum, dem er Folge leistete. Die junge Familie zog nach Burg, hier kam 1972 noch Tochter Grit zur Welt. Dass der Vater aufgeben wollte, lag nicht unbedingt an seinem Alter, er war erst 56 Jahre, sondern an den Arbeitsbedingungen, die im Kern Mängel auf allen Ebenen waren. Da privat betrieben, durften nur Löhne unterhalb der Konsum- und HO-Tarife gezahlt werden. Mit der Folge, dass es kaum Arbeitskräfte gab. Des Weiteren gab es erhebliche Zuteilungsprobleme an Waren, die sich erst dann leicht besserten, als Ernst Bleske jun. Konsum-Kommissionshändler wurde. Der zuständige Mitarbeiter bei „Handel und Versorgung“ war CDU-Mitglied und bevorzugte bei der Verteilung seine Parteifreunde, wie Ernst Bleske bald feststellte – ein Grund, weshalb er in diese Partei eintrat, sie aber 1990 schleunigst wieder verließ. Der allgemeine Mange an Waren und Material aller Art führte andererseits zu dem glücklichen Umstand, dass in den Gasträumen praktisch nichts erneuert werden konnte. Die Bestuhlung, das Interieur, die Kasse – alles ist aus der Zeit von 1910 und den Jahren danach, als der Werbener Paul Bleske die Gaststätte gekauft und als Familienbetrieb aufgebaut hatte. Heute wird dies von den Gästen bestaunt, ebenso wie die einmalige Schmetterlingssammlung Ernst Bleskes (sen.) aus den 1930er Jahren. Er hat 560 Schmetterlinge aus aller Welt gesammelt und fachgerecht präpariert. Ernst Bleske ist aber nicht durch die Welt gereist, wie anzunehmen wäre, sondern hat einen Tausch betrieben, wie es andere mit Briefmarken machten. Sein Tauschobjekt war der Totenkopfschwärmer, der nördlich der Alpen selten vorkommt. Ab und zu soll man damals den Gastwirt mit Kescher und Lampe gesehen haben, als er in der Dunkelheit auf dem Friedhof den Falter nachstellte. Auch auf Kartoffelfeldern war der begeisterte Schmetterlingssammler gelegentlich anzutreffen, dem Lieblingsaufenthaltsort des Falters. Mit dem Sammeln hat es auch Ernst Bleske jun. In seiner Garage stehen sauber verpackt – Kinderwagen. Sein ganzer Stolz ist ein Modell von 1890. Angefangen hat es bei einer Dachbodenentrümpelung bei seiner Großmutter in Papitz. Der aufgefundene Kinderwagen bildete den Grundstock für in der Folge zehn weitere historische Modelle, die Ernst Bleske bei Volksfesten vorführt und ausstellt. Zu einer ganz besonderen historischen Errungenschaft anderer Art zählt sein Victoria-Motorrad KR 35 von 1935, von der es nur noch 25 Stück gibt. Seine hat die Produktionsnummer 108 – das nachweislich älteste Modell und seit 1951 im Besitz der Familie. Ernst Bleske schenkte das Motorrad seinem Sohn Torsten 2010 zum 100-jährigen Betriebsjubiläum. Die Gaststätte mit Hotel hatte Ernst Bleske bereits 2001 auf seinen Sohn Torsten übertragen lassen. Dieser führt nun die Geschäfte mit seiner Frau Silke in der vierten Generation fort und kümmert sich gerade um den Hotelerweiterungsbau mit drei modernen Zimmern und einer neuen Rezeption.
Peter Becker/peb1, 17.03.14
|