Er mag Kornblumen über alles! Aber wohl noch mehr die Musik, speziell die Blasmusik, die sein Leben bestimmte und immer noch bestimmt. Sie ist Hobby und Leidenschaft, sie ist Beruf und Berufung.
Der 1937 im vogtländischen Rodewisch geborene Karl Esbach wuchs inmitten der Natur auf. Mutter Gertrud stand Haus, Hof und Garten vor, während Vater Erich sich der professionellen Unterhaltungsmusik verschrieben hatte. Seine häufigen häuslichen Proben müssen im wahrsten Sinne des Wortes Musik in den Ohren des Jungen gewesen sein, denn anders ist sein musikalisches Talent und Einfühlungsvermögen, welches ihn schon im Alter von 14 Jahren zum Studium an die Musikfachschule in Burgstädt führte, wohl kaum zu erklären. Mit weiteren Studien, unter anderem an der Hochschule für Musik in Westberlin, holte er sich das Rüstzeug für Theaterengagements. Das Cottbusser Angebot reizte ihn natürlich besonders, denn im Energiebezirk wurde besser vergütet als anderswo. Selbst ein Angebot aus Aachen schlug er damals, 1958, aus. Dies aber wohl schon mehr der Liebe wegen, denn inzwischen hatte er sich in die junge Theaterfrisöse Ellen verguckt. Mit ihr wird er noch in diesem Jahr die Goldene Hochzeit feiern. „Ohne ihre Unterstützung hätte ich meinen musikalischen Weg nie gehen können, ihr gebührt mein ganzer Dank“ ist sich Karl Esbach sicher. Tochter Kerstin kam 1960 zur Welt und lebt inzwischen mit ihrer Familie in Wien. „Besonders stolz bin ich natürlich auf meinen Enkel Norman, der in die musikalischen Fußstapfen der Esbach’s getreten ist und in Wien ein Orchester leitet“, so der stolze Opa.
Im gleichen Jahr wurden die „Original Spreewaldmusikanten“ gegründet. In diesem Orchester war von Anfang an Karl Esbach dabei, zwei Jahre später sollte er sogar die Leitung übernehmen, die er heute noch innehat. Auch hier bahnt sich eine „Goldene Hochzeit“ an, denn 2010 soll das fünfzigjährige Bestehen des Klangkörpers ganz groß gefeiert werden. Gründe dafür gibt es ohne Ende: Das Orchester war überall dabei, wenn es was zu feiern gab, ob bei der Einweihung der Cottbusser Stadthalle oder später bei der Buga, bei den sonntäglichen Tierparkkonzerten ebenso wie bei den zahllosen Auftritten in der Region. „Mir ist besonders ist die erste ‚Westmugge‘ 1990 in Erinnerung geblieben. Die Gage der Musiker in Höhe von 10000 DM bewahrte ich zwecks Auszahlung am nächsten Tag in unserer Sandower Wohnung auf, die aber gerade in dieser Nacht fast vollständig ausbrannte. Nur ganz wenige Dinge konnten wir auf der Flucht vor den Flammen retten. Ich sehe aber noch heute den Feuerwehrmann vor mir, der mir das Bündel Geld aus der brennenden Wohnung holte und mir in die Hand drückte. Es hatte das Feuer fast unversehrt überstanden – Westgeld scheint schlecht zu brennen, aber wer will das schon ausprobieren?“ Karl Esbach nimmt’s heute mit Humor, aber damals war die Existenz schlichtweg gefährdet gewesen, schließlich musste man völlig von vorn anfangen. Selbst der schwarze Anzug für den nächsten Auftritt musste erst mal ausgeborgt werden.
„Ich liebe den Spreewald, diese Landschaft, die weit mehr ist als Wasser, Sand und Gurken, wie man mir damals bei meinem Weggang im heimischen Vogtland prophezeite. Sie inspiriert mich und lässt mich immer wieder neue Kompositionen schöpfen. Meine Musik soll ein Klangbild ausgelassener Lebensfreude sein und die beschwingten Töne der romantischen Landschaft widerspiegeln.“ Offensichtlich war er damit auch sehr erfolgreich, denn über 120 Auftritte des Orchesters im Rundfunk und im TV, beim „Kessel Buntes“, im „Oberhofer Bauernmarkt“ mit Achim Mentzel und Lutz Jahoda, später auch beim ZDF, dem MDR und natürlich beim heimatlichen RBB waren die Folge. Drei Schallplatten und sechs CD’s wurden produziert – Soloposaunist und Kammermusiker Esbach schuf insgesamt 60 Kompositionen. In diesem Jahr erschienen auch zwei liebevoll gestaltete Ausgaben der „Lieder aus dem Spreewald“ mit seinen Werken und Notensätzen – eine Empfehlung an alle Spreewald-Blasmusiker.
Die knappe Freizeit des Rentnerehepaares ist mit Aufenthalten in der Datsche am Schwielochsee oder mit Reisen nach Wien verbunden. Aber am liebsten sind beide irgendwo im tiefen Spreewald unterwegs. „Da dauert es gar nicht lange und ich beginne schon wieder neue Melodien zu summen!“ Besonders wohl dann, wenn Kornblumen am Wegrand stehen oder durch die geldgelben Felder schimmern.
Peter Becker, August 2009
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