Ute henschel (mitte)

Ute Henschel, Lübbenau

  • Ethnologin im Spreewaldmusuem

Die Tracht ist kein Kostüm

 

Sie kann sehr gut Niedersorbisch, sie kennt die sorbisch/wendischen Bräuche, Sitten der Spreewalddorfer und die viele Trachten verschiedener Kirchspiele der Niederlausitz. Dabei sie ist keine gebürtige Sorbin/Wendin, sondern hat sich ihr Wissen um die Geschichte und die Sprache der Sorben/Wenden im Ethnografie-Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin, in zahlreichen Gesprächen mit vielen Einheimischen und durch den Unterricht an der Volkshochschule Cottbus angeeignet.
Aufgewachsen ist die 1964 Geborene in einem ebenfalls „ethnografischen“ Elternhaus. Im heute sächsisch-anhaltinischen Weißenfels, im Schloss Neu-Augustusburg geboren, siedelten die Museologen  Christel und Wilfried Lehmann zu Anfang der 1960er nach Lübbenau in den Spreewald um. Dort waren sie über Jahrzehnte als Museologen und später als Ethnografen im Spreewald-Museum Lübbenau/Lehde  tätig. Die drei Kinder wuchsen quasi im Museum auf, geprägt von einer für sie fremden, aber neugierig auf Vergangenes machenden Welt. Von der an allem Sorbisch/Wendischen interessierten Mutter lernte sie auch erste Redewendungen und vor allem wendische Lieder und dies so gut, dass die damals Fünfjährige bei jeder Feier und bei jedem Anlass das Heimatlied „Błotka lube“ („Lieber Spreewald“) vortragen konnte.
Ute ging den ganz normalen Bildungsweg eines DDR-Kindes mit einer kleinen Besonderheit: Sie lernte ab der 1. Klasse Sorbisch bis zum Abitur an der Sorbischen Erweiterten Oberschule in Cottbus, das sie auch in Sorbisch ablegte. Dieses Fach war an der POS fakultativ belegbar und wurde nur von wenigen Schülern gewählt. Aber dieser so geradlinig erscheinende Weg ins Sorbisch-Wendische war dann doch auch von Niederlagen gekennzeichnet, denn die künstlerisch begabte Ute hatte inzwischen einen Abendkurs der Akademie der Künste Dresden absolviert  und wollte den Beruf der freischaffenden Künstlerin wählen. „Schuld“ daran hatte der von ihr sehr geschätzte Muttersprachlehrer, Sorbischlehrer und Kunsterzieher Gerhard Nagora. Gemeinsam mit dem obersorbischen Künstler Steffan Langer richtete er zahlreiche Kunstseminare für junge sorbische Nachwuchstalente aus. Sogar nach Prag ging es, wo die junge Künstlerschar Skizzen, grafische Arbeiten und erste künstlerische Arbeiten erschuf, um sie dann auf Ausstellungen präsentieren zu können. Mit ihren damals siebzehn Jahren kam für sie dann auch nur noch eins in Betracht: „Ich wollte Künstlerin werden und ordnete alles diesem Ziel unter“,erinnert sie sich heute an diese „intensivste und prägendste Zeit“ ihres Lebens. Aber dann kam die verpatzte Aufnahmeprüfung an der Akademie. „Ich musste mir ein Wartejahr auferlegen, welches ich im ‚Haus für sorbische Volkskunst’ in Bautzen als Volontärin absolvierte und dann kam die Entscheidung zum Ethnografie-Studium an der Berliner Humboldt-Universität.“ Nach dem Studium wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Spreewald-Museum Lübbenau/Lehde. „Meine Eltern waren nun auch meine dienstlichen Vorgesetzten, sie wurden tagsüber ‚Herr und Frau Lehmann’“genannt, berichtet sie etwas schmunzelnd über diese Zeit. Mit viel Herzblut und nicht auf die Uhr schauend, stürzte sie sich in die Arbeit, die im Wesentlichen darin bestand, selber zu sammeln, die Geschichte und die Trachten der Spreewaldregion zu erforschen, das gesammelte Material wissenschaftlich aufzuarbeiten und neue Forschungsergebnisse in Ausstellungen und Publikationen der Öffentlichkeit zugängig zu machen. Sie holte Trachten aus dem Museumsfundus und führte diese mit interessierten Freundinnen und Freunden auf öffentlichen Veranstaltungen vor. Eigentlich selten üblich unter Museologen, die am liebsten alles unter Glas und mit Handschuhen angefasst hätten. Mit der auch von ihr initiierten Gründung des Vereins „Rubiško“ (Halstuch), dessen Vorsitz sie die ersten fünf Jahre innehatte, erfolgte ab 1998 eine gewisse Legalisierung dieser Vorgehensweise, die im wahrsten Sinne des Wortes Leben ins Museum brachte. Detailgetreu wurden sorbisch-wendische Hochzeiten, Taufen und Trauerzüge sowie andere Festlichkeiten nachgestaltet. „Mich ärgert es immer wieder, wenn ich den oft sorglosen Umgang mit dieser einmaligen Tracht sehe. Sie ist nun mal kein Kostüm, sondern ein ursprünglich ethnisches Merkmal der nationalen Minderheit der Sorben/Wenden. Für die Touristen ist es sicher schön anzusehen, aber wer sich mit den Trachten intensiv beschäftigt, ist begeistert von der Vielfalt der Trachten zu den unterschiedlichsten Anlässen und der Sorgfältigkeit der einzigen Trägerinnen gegenüber der eigenen Bekleidung. So sind z.B. die Frauen nie mit der Festtagstracht Kahn gefahren, das war das tägliche Leben und harte Arbeit, dazu wurde natürlich nur die Arbeitstracht getragen.“
Außerhalb der Arbeit als Ethnografin ist sie dennoch ihrem Lebenstraum nahe gekommen. Viel Freizeit und auch Geld investiert sie in ihr Kunstprojekt, mit dem sie ihrer alten Liebe zur Muse Kunst gerecht wird. Inzwischen hat sie selbst drei Kinder, und sie hat sich ein Gründerzeithaus am Lübbenauer Torbogen, direkt vor ihrem Arbeitsplatz, gekauft: „Hier erfülle ich mir mit meiner ältesten Tochter Helena, einer Goldschmiedin, einen Traum, der schon seit 2008 Wirklichkeit geworden ist: die ‚Galerija Utaciani’!“  „Ich möchte traditionelle Volkskunsttechniken aufwerten und in neuen Kreationen in die Gegenwart holen, aber auch meine eigenen künstlerischen Arbeiten, vornehmlich Aquarelle mit Landschaften, Porträts und Stillleben in der Galerie zeigen. Eine eigene Goldschmiedewerkstatt ermöglicht das Arbeiten mit edlen Metallen sowie Steinen und gibt Raum für die Präsentation der Arbeiten meiner Tochter.“ Alles spielt sich im schilffarbenen Milieu ab, ihrer Lieblingsfarbe, die sie über alles verehrt: „Es ist die Farbe des Spreewaldes und zugleich Name der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Festung Ciani, dem heutigen Schlossberg in Burg im Spreewald.“

Wintersalat zum Energietanken und Schlankbleiben

Leicht, lecker, köstlich und gesund:

1 größere Ingwerwurzel

 

2 süße Äpfel

 

2 Zucchini

 

3 Mohrrüben

mit einer groben Reibe raspeln, gut mischen und mit gemahlenem

Chili

abschmecken. Dazu einen Schuss

Leinöl

geben.

 

 

 

Peter Becker, Dez. 2010

 

Ute Henschel

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