Holger Neumann

Stadtwehrführer Vetschau

Die Feuerwehr hat es ihm angetan. Schon als ganz kleiner Junge bekam er vieles mit, denn in der Familie drehte sich alles um die Feuerwehr, sie war der Lebensmittelpunkt von Vater Klaus Neumann. Wenn die Sirene heulte, eilte er manchmal mit, manchmal ohne den Vater zum Einsatzort, auch wenn es nur eine Übung war.
Vor fünfzig Jahren wurde Holger noch als einer der Letzten in Lübbenau geboren, danach kamen alle Spreewälder in Altdöbern zur Welt, wie seine Schwester Frauke 1970. Es folgte der Schulbesuch in der Vetschauer Schule I, die zehnte Klasse dann schon in der Schule IV, die gerade eröffnet wurde. Im Mothes-Pionierblasorchester rührte er, neben Feuerwehr und anderen Jungensaktivitäten, neun Jahre lang das Schlagzeug. In Butzen lernte Holger Neumann Meliorationstechniker, wo er danach zwei Jahre als Facharbeiter tätig war. Für die Feuerwehr fand er dennoch Zeit, ohne Unterbrechung gehört er ihr bis heute an. Seinen Grundwehrdienst absolvierte er in Cottbus bei der Bereitschaftspolizei. In dieser Zeit hielt er Ausschau nach einer hauptamtlichen Tätigkeit bei der Feuerwehr. Eine Anwerbung durch das Volkspolizeikreisamt Calau für die dortige Abteilung Feuerwehr wurde später wieder aus „politischen“ Gründen zurückgenommen. Das Berufsfeuerwehrkommando Kraftwerksfeuerwehr stellte ihn jedoch ein. Zwei Jahre später holte ihn dann doch noch das Polizeikreisamt, wo er bis zur Wende als Instrukteur tätig war. Danach musste sich Holger Neumann wie viele andere auch, neu orientieren. Er ging zurück in seinen erlernten Beruf und machte sich selbstständig. Seit dieser Zeit steht er der Göritzer NMN Hoch- und Tiefbau GmbH vor: Neumann mit Noack steht dabei für die Abkürzung. Anfangs noch auf allen möglichen Baustellen tätig, ist die Firma heute eher für Gleisunterbauarbeiten in ganz Deutschland unterwegs. Trotz Selbstständigkeit und Erschließung immer neuer Auftraggeber, die viel Zeit banden, war und ist sein Augenmerk immer auch auf die Vetschauer Feuerwehr gerichtet. Als sein Vater 1997 verstarb, hielt er sein an ihn abgegebenes Versprechen und setzte sich an seiner statt noch stärker für die Vetschauer Wehr ein. Hunderte Einsätze hat er inzwischen als Stadtwehrführer im Dienstgrad eines Stadtbrandmeisters hinter sich gebracht. Brände und technische Hilfe bei Verkehrsunfällen stellen etwa zu gleichen Teilen die Einsatzschwerpunkte dar. Ihn berührt es immer wieder, wenn er Tote und Verletzte vorfindet. Zu seiner schlimmsten Erinnerung gehörten einmal Kinder, die schreiend das Schicksal ihrer schwer verunfallten Eltern miterleben mussten. Als Retter wäre er beinahe einmal selbst geschädigt worden: Bei der Absicherung einer Unfallstelle wurde er von einem heranbrausenden Auto getroffen und meterweit fortgeschleudert worden. Wie durch ein Wunder blieb es nur bei blauen Flecken und starken Schmerzen am ganzen Körper. Seine Einsätze „kommen immer zur falschen Zeit“, wie er feststellt. Meist ist er grad in der eigenen Firma stark eingespannt, wenn der Pieper angeht oder sitzt mit der Familie zusammen. Holger Neumann ist in zweiter Ehe mit Manuela verheiratet und hat mit ihr zwei Töchter. Seine Familie bringt sehr viel Verständnis für seine spontanen Einsätze auf, denn „anders würde es gar nicht gehen“.
Wenn es die Zeit erlaubt, was höchst selten ist, widmet er sich der Fotografie. Schon als Junge sammelte er mit einer Pouva-Start erste Erfahrungen. Mit der Entwicklung der Digitalfotografie erfuhr sein Hobby noch einmal einen gewaltigen Aufschub. Er besuchte Lehrgänge, legte sich technisches Equipment zu und richtete sich in seiner Firma ein Fotostudio ein. Neumanns Fotos sind brillant und technisch perfekt, was ihm schon Preise einbrachte.
Zu seinem 50. Geburtstag erhielt er kürzlich das Deutsche Feuerwehrehrenkreuz in Bronze, eine der höchsten Auszeichnungen. Auf seiner Uniform ist nicht mehr sehr viel Platz, denn zahlreiche andere Auszeichnungen schmücken schon seine Brust. Holger Neumann kann inzwischen auf eine erfolgreiche Feuerwehrarbeit zurückblicken, ganz im Sinne seines Vaters, dessen Werk er fortsetzt.

Peter Becker/peb1, 09.09.13


 

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