Ilona Konzack

Ilona Konzack, Leipe

  • Inhaberin "Dubkow-Mühle"

Über Warschau zurück in den Spreewald


Sie ist immer mittendrin, sie hilft beim Servieren, beim Abräumen und bäckt auch schon mal die beliebten Spreewälder Plinsen wenn es in der Küche turbulent zugeht, weil draußen grad mal wieder eine größere Radwandergruppe oder mehrere Paddelboote angehalten haben. Aber meist findet man Ilona Konzack am Tresen. Beim Ausschenken ist immer mal Zeit für ein Gespräch mit den Kahnfährmännern, die Gäste zur „Dubkow-Mühle“ gestakt haben. Sie braucht diese Kontakte, denn so erfährt sie von den Stimmungen der Spreewaldbesucher, aber auch mal die eine oder andere Neuigkeit aus dem umliegenden Spreewalddörfern. Denn die „Dubkow-Mühle“, ihr Restaurant, liegt abgelegen zwischen Burg und Leipe, es gibt keine Nachbarn, und besonders im Winter ist es mehr als einsam. Mit ihren Mitarbeitern kümmert sie sich auch um die zotteligen Galloways und  die rassigen Pferde, die auf dem umliegenden Weideland und in den Ställen täglich versorgt werden müssen. In der Saison herrscht quirliges Leben auf dem geräumigen Hof, ihre dann fast 20 Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun - die „Dubkow-Mühle“ zählt zu den beliebtesten Ausflugsgaststätten im Spreewald.
Geboren in Frankfurt/Oder, dann aufgewachsen in Koßwig, entschloss sich Ilona nach der Schule eine Ausbildung als Restaurant- und Hotelfachfrau aufzunehmen. Da sie diese sehr gute Ausbildung, wie sie heute einschätzt, mal gut für die „Dubkow-Mühle“ gebrauchen kann, war ihr damals natürlich nicht bewusst. Das Leben stellte erst mal ganz andere Weichen: Nach der Geburt ihres Sohnes Martin schloss sie gleich noch eine Ausbildung als Fachverkäuferin an und leitete zwei Jahre die Konsum-Verkaufsstelle in Koßwig und dann anschließend den „Schulkonsum“ in der Vetschauer Bebelstraße. In diese Zeit fielen ihre ersten Westbesuche, denn die Familie hatte dort eine zahlreiche Verwandtschaft. Unter Zurücklassung ihrer Kinder, Sohn Robert wurde 1985 geboren, durfte sie mehrmals ausreisen. „Ich kam jedes Mal mit einem Kulturschock zurück. Die Warenfülle drüben und der Mangel in meinem Konsum, die Entfaltungsmöglichkeiten dort und die vorgezeichneten Bahnen hier.“ Da die Zustände für das Ehepaar immer unerträglicher wurden, beschloss die Familie im August 1989 anlässlich eines Verwandtenbesuches im polnischen Schlesien, dass Ehemann Werner nicht in die DDR zurück kehrt, sondern Zuflucht in der Warschauer Botschaft der BRD sucht. Ilona sollte dann später mit den Kindern im Rahmen einer Familienzusammenführung ausreisen. Doch es kam anders: Eines Abends sah Ilona in der Tageschau, wie ihr Mann in Hannover aus dem Zug stieg. Da gab es kein Halten mehr, am nächsten Abend ging es mit den Kindern im Trabant auf die abenteuerliche Fahrt nach Warschau. Zuvor hatte sie noch die Schlüssel ihrer Vetschauer Wohnung bei Vater Erich Konzack auf die Theke der „Dubkow-Mühle“ gelegt, die dieser inzwischen führte. Sein eindringliches Abraten half nichts, ihr Entschluss stand fest. Bei einer polnischen Familie fanden sie dann für eine Nacht Unterschlupf, bevor es dann zur Botschaft ging und sie von dort letztlich ausreisen konnten.
In Lingen/Ems fand die Familie Unterkunft, Ilona bekam eine Stelle beim Kaufhof. Nach der Trennung von Ihrem Mann übernahm Ilona eine Boutique und verkaufte Herrenmode. Eines Tages kam ein Signal aus der Heimat: Vater Erich bot ihr die „Dubkow-Mühle“ an, denn er hatte inzwischen für sich ebenfalls die neuen Möglichkeiten der Marktwirtschaft entdeckt und sich für ein Projekt in der Ukraine entschieden. Nach kurzem Zögern, aber erst nach Erledigung vieler Formalitäten, kehrte Ilona, die inzwischen auch wieder ihren Mädchennamen angenommen hatte, in ihre angestammte Heimat zurück: „Ich bin nun im Leben angekommen, ich gehe hier nicht mehr weg!“. So nach und nach nahm sie auch die wendisch/sorbischen Traditionen an, unterstützt von ihrer Tante Hilde. Diese hatte schon in ihrer Aachener Zeit immer die ganze Familie bei ihren Besuchen mit Trachten versorgt, weil es in der DDR keine geeigneten Stoffe gab. Hilde Hilger siedelte schon 1992 zurück nach Dubkow.
Ilona Konzack, die 2008 durch die IHK zur Brandenburger Unternehmerin gekürt wurde, hat noch viele Pläne: „Wir wollen noch die Qualität unserer Beherbergungsstätte verbessern und die Nähe der Gaststätte zur Landwirtschaft mit Tierhaltung ausbauen, so wie es früher schon war .Es sind diverse bauliche Verbesserungen geplant, immer in Verbindung mit Natur und Tradition und der Absicht zukünftigen Gästen den Aufenthalt in unserem Haus so angenehm wie möglich zu gestalten.

Spreewaldfisch in Spreewaldsoße – das Originalrezept von Onkel August und Tante Hilde


2 Liter Wasser

mit

2 -3 Zwiebeln

 

2 Lorbeerblätter

 

2 TL Salz

 

6-8  Pfefferkörner

kochen. Dazu dem Sud

½ Liter helles Bier

beigeben. Die

5 Portionen frischer Hecht, Zander oder Schlei

zugeben und garziehen lassen. Anschließend aus dem Fischfond nehmen und diesen aufkochen lassen. Mit jeweils

½ Liter saure Sahne

und

½ Liter süße Sahne

auffüllen und mit

3 EL Mehl

zu einer Mehlschwitze andicken. Kurz aufkochen lassen und erst vorm Servieren über die Fische geben. Darüber kommt noch etwas ausgelassene

braune Butter

Dazu schmecken am besten mehlige Kartoffeln aus dem Spreewald.

Peter Becker, Dez. 2010

mehr im Buch von Peter Becker "Die Dubkow-Mühle"

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