Das Paradies auf Erden
„Andere glauben an das Paradies im Himmel, ich aber will sicher gehen und mir mein Paradies schon auf Erden schaffen!“ Wie ernst sie es damit meint, merkt der Besucher sofort beim Betreten des Grundstückes am Ortseingang von Straupitz. Gisela Liebsch arbeitet in jeder freien Stunde, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Gerd Mörl, mal in der einen, mal in der anderen Ecke ihres 1800 Quadratmeter großen Grundstückes. Sie bepflanzt alles, was wie ein Topf aussieht mit Blumen, sät in jeden Winkel immer mal was aus und ist ständig am Umordnen, Erneuern, Gießen, Hegen und Pflegen. Der Besucher bekommt eine Vorstellung, wie es wohl im „Paradies“ aussehen könnte: Blumen in allen Farben und Düften, perfekt durchkomponiert, alles macht irgendwie Sinn und ist einfach nur schön. Am Erntewagen hängen die verschiedensten blauen Emaillegefäße, natürlich farblich passend bepflanzt, in einer Ecke stehen Dutzende alte Gießkannen mitten im wuchernden Grün, sie wirken nicht wie vergessen, sondern wie ein Kunstwerk. In den ganz wenigen Arbeitspausen sitzt sie dann in einer lauschigen Ecke bei einem ihrer 15 möglichen Tees, die selbstverständlich auch aus ihrem Garten kommen. Ab und zu gehen dann auch mal die Gedanken zurück und sie erinnert sich, wie das alles einmal angefangen hat.
Die am Stadtrand von Halle/Saale Aufgewachsene musste schon sehr früh in der elterlichen Landwirtschaft mithelfen, der Vater invalid und frühzeitig verstorben, die Mutter mit den Kindern allein und auf deren Mithilfe angewiesen. Gisela wuchs ganz selbstverständlich in ihre Aufgaben hinein. Sie war besonders für den Garten verantwortlich, der die ganze Familie zu ernähren hatte. Aber ihre Interessen und Neigungen hat das nicht befriedigen können, denn ihre Sehnsucht war die große weite Welt - neugierig gemacht durch eine von ihr sehr verehrte Geografielehrerin. Sie wollte nur noch reisen, reisen…, ein Ziel, welches unter damaligen (DDR-)Verhältnissen in nur sehr kleinem Maßstab zu verwirklichen war. Den Beruf eines Eisenbahners sah sie da noch als Sprungbrett, aber erst sehr viele Jahre später konnte sie sich die „Faszination Ferne“ erfüllen, nachdem sie an der Volkshochschule einen Reiseleiterkurs belegt hatte. Sie besuchte viele Länder und „hat die Welt gesehen“, wie sie es heute einschätzt. Und sie hat als Gästeführerin auch tausenden Gästen den Spreewald gezeigt, dies macht sie auch heute noch, wenn auch ein wenig seltener und auch etwas anders.
Durch die Eheschließung folgte der Umzug von Halle in eine Lübbener Neubauwohnung, „mit allem Komfort, aber ohne Garten, deshalb musste sofort auch eine kleine Parzelle angepachtet werden, die dann Jahrzehnte bewirtschaftet wurde.“ Sie arbeitete beim Rat des Kreises und später als Sekretärin bei der Handelsorganisation. In dieser Zeit musste sie einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen, denn ihr Ehemann verstarb plötzlich und unerwartet.
Mit der politischen Wende musste sie sich beruflich neu orientieren. Bei einer Versicherung fand sie bald ein neues Betätigungsfeld, das schon nach wenigen Jahren in eine Generalagentur in Lübben mündete und bis zur Verrentung der Mittelpunkt ihres beruflichen Schaffens blieb.
Im Straupitzer Sportlehrer Gerd Mörl fand sie endlich wieder einen Halt. Sie übernahmen sein seit vielen Jahren unbewohntes Elterngrundstück, ihr späteres „Paradies“, was aber zu diesem Zeitpunkt „eine Herausforderung für uns war, denn wir mussten erst mal alles abreißen und neu aufbauen“. Nach vielen Jahren gemeinsamen Schaffens wurde es zu dem, was sie sich anfangs noch nicht mal richtig vorstellen konnten. „Ich habe hier meine Kindheit und die schweren Schicksalsschläge verarbeitet, ich will nun nur noch Blumen, Lachen und Freude um mich herum haben!“ Inzwischen hat sie so an die 2000 Töpfe, Kannen und anderes Geschirr bepflanzt, viele davon auf Trödelmärkten erworben.
Sie findet aber auch immer wieder noch Zeit für ganz andere Hobbys. Beide sind seit vielen Jahren im Line Dance aktiv. Gisela Liebsch baute eine Cheerleadergruppe in Lübben auf und betreute fünf Jahre lang die Straupitzer Trachtentanzgruppe. Und da sind auch noch die beiden Söhne Mario und Thomas mit Familien und fünf Enkelkindern, die ihre Aufmerksamkeit erfordern. Mit einigen von denen ist dann am Wochenende das eine oder andere Fußballspiel zu besuchen. „Dies ist unsere Leidenschaft, und ich brülle dabei wohl immer am lautesten“, bekennt sie freimütig.
Aber als wenn das alles noch nicht genug ist: Jährlich zu Weihnachten werden mit sehr viel Aufwand 60(!) Schnee- und 70(!) Weihnachtsmänner aufgestellt, geschmückt und bilden dann vor dem Haus eine wahre Lichterparade. Zu Ostern werden sie dann von Osterdekoration und wieder zahlreichen Osterhasen abgelöst, bevor dann die Sommerblumen schon von weitem den Besucher auf etwas Besonderes aufmerksam machen. Dieser spürt es förmlich, es zieht ihn an, das Paradiesische, was von diesem Grundstück ausgeht. So nimmt es auch nicht Wunder, dass dort schon viele Drehteams ein und aus gingen, Gartenzeitungsredakteure sich die Klinke in die Hand gaben und Fotografen jeden Winkel ausleuchteten. „Irgendwann werde ich das alles einmal aufschreiben und es ‚Mein verrücktes Leben’ nennen, denn ohne diese gewisse Verrücktheit, in der mich mein Partner auch noch unterstützt, wäre dies alles nicht möglich gewesen“, bekennt Gisela Liebsch.
Spargelfrikassee (für 4 Pers.)
500 g Gehacktes (1/2 Rind, ½ Schwein) |
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1 Ei |
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1 kleingehackte Zwiebel |
mit |
Pfeffer, Bärlauch- oder Kräutersalz, Kümmel und Paprika |
mischen und mit feuchten Händen kleine Klößchen formen. In |
1 Liter Wasser |
mit |
2 EL gekörnter Brühe |
geben und etwa 20 Minuten kochen, später |
1 kg Spargelstückchen |
dazu geben, aber nur noch kurz kochen. |
½ Stck. Butter |
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2 EL Mehl (gehäuft) |
unter Rühren mit dem Schneebesen eine goldgelbe Butterschwitze herstellen. |
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Hier hinein die Klößchen mit dem Spargel geben. Etwas frischen |
Dill oder Petersilie |
zugeben.
Mit Salzkartoffeln oder Reis servieren. |
Robinienplinse (für 2 Pers.)
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5 Eier |
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½ Liter Milch |
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2 EL Zucker |
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½ Tasse Mineralwasser oder Buttermilch |
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6 EL Mehl |
Alles in einem höheren Krug quirlen oder mixen. |
30 Blütenrispen, möglichst straßenfern gepflückt |
Je 2 Blütenrispen mit Hilfe einer Gabel in den dünnflüssigen Teig tauchen und so die gesamte mit |
Sonnenblumenöl |
erhitzte Pfanne belegen. Goldgelb braten, auf eine Platte legen und mit |
Puderzucker |
bestreuen. Dazu können auch |
Schlagsahnehäubchen |
gegeben werden.
Beim Verzehr mit dem Mund die Blüten abstreifen.
Alternativ zu den Robinienrispen eigenen sich auch Holunderblüten oder Apfelscheiben. |
Holunderblütensirup
Der ideale Zusatz für Erfrischungsgetränke im Sommer und für den heißen Tee im Winter.
35 große gesunde Blütendolden ohne Hauptstiel |
in einen Steintopf geben |
2 Zitronen |
abgebürstet in warmen Wasser mit Schale in dünnen Scheiben schneiden, |
50 g Zitronensäure |
zusetzen und alles umrühren. |
1,5 kg Zucker |
in |
1,5 Liter Wasser |
aufkochen, mit einem Holzlöffel dabei kräftig umrühren und die Blütenmasse zusetzen. Den Topf zugedeckt und kühl 4 bis 5 Tage stehenlassen, aber täglich einmal umrühren. |
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Alles in einen Durchschlag geben und abtropfen lassen. Den Sirup in Plastikflaschen abfüllen und einfrieren. |
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Panierte Zucchinischeiben (für 2 Pers.)
Für Vegetarier als Hauptgericht mit Kartoffeln oder auch als Belag für die Butterstulle geeignet.
1 gr. Zucchini (etwa 30 cm) |
ungeschält in 1,5 cm dicke Scheiben schneiden. (Sehr große Zucchini vorher längs halbieren) |
1 – 2 Eier |
quirlen und in ein Gemisch aus |
2 EL Mehl |
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2 EL geriebene Semmel |
auf einem Teller einrühren. Darin die Scheiben wälzen und in einer Pfanne mit |
2 -3 EL Sonnenblumenöl |
goldgelb braten. |
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Anschließend auf einer Küchenrolle auslegen, um überschüssiges Fett aufzusaugen. Auf den Teller geben und mit |
Kräutersalz |
würzen. |
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Peter Becker, Dez. 2010
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