Die Osterinseln und der Spreewald
„Unter ‚Marie-Joana‘ können Sie hier in der Kirche aber nicht auftreten“, bekam sie vom Veranstalter, einer katholischen Kirche in Kiel, zu hören. Man hatte dort wohl Bedenken, dass der Künstlername zu sehr an ein bekanntes Rauschgift erinnern könnte. Folglich trat sie unter ihrem Namen, Marie Heinrich, auf. „Wenn die gewusst hätten, dass mein erster Künstlername ‚Marie Huana‘ war, hätten die sich natürlich auch noch in ihrer Auffassung bestätigt gefühlt“, erzählt sie heute schmunzelnd. „Aber eben aus dem Grunde hatte ich schon von mir aus den Namen abgeändert.“ Die dunkelhaarige, gerade mal 27-jährige Vetschauerin rührt in ihrem Kaffee und erzählt fast beiläufig von ihren zahlreichen Auftritten in nah und fern, in der Region, in Cottbus, in Deutschland und in der Welt. Vom Reiseveranstalter Hapag Lloyd im Internet entdeckt und angeschrieben, hat sie auf bisher acht Kreuzfahrtreisen mit der MS „Columbus“ die Welt so gesehen, wie sie wohl nur sehr wenige in ihrem Alter zu Gesicht bekommen.
Jeden Abend unterhielt sie die Gäste, meist mit Saxophon in der Schiffsbar oder in den Tropen unter dem Sonnensegel an Deck. Dabei verlief die erste Reise nach Island und ins nördliche Eismeer nicht gerade günstig: „Ich litt unter der Seekrankheit und sollte auf dem schwankendem Schiff gleich am zweiten Abend spielen. Die Crew hatte aber für mich ein ziemlich starkes Mittel parat, was mich zwar auftreten ließ, mich aber unendlich Müde machte“ erinnert sie sich an die erste Reise. „Das Verrückteste, was ich auf den Fahrten erlebt hatte, war ein Landgang mit ein paar Crew-Mitgliedern auf den Osterinseln. Wir sind auf Pferden – ich war mein Leben noch nie auf einem Pferd- drei Stunden lang über die Insel geritten, die so ganz am Ende der Welt liegt und bei mir einen unbeschreiblichen Eindruck hinterlassen hat.“ Abends, am Strand, habe ich dann den internationalen Crew-Mitgliedern von meinem geliebten Spreewald erzählt – und das am anderen Ende der Welt.
Ihre Musikalität wurde schon ganz früh, in den ersten Grundschulklassen erkannt. Ihre Musiklehrerin Heike Hoffmann hat sich dann auch sehr für ihre musikalische Ausbildung eingesetzt. Marie besuchte den sopranistischen Unterricht am Cottbuser Konservatorium, trat später am Vetschauer Gymnasium der Band „Muckefuck“ bei – bei dem Namen muss sie lächeln- später folgten Auftritte bei „Wild Garden“, „Back Fire“ und vor allen Dingen bei „Interface“. Die vielen Erfahrungen, die zahlreichen Live-Auftritte und vor allen Dingen ihr musikalisches Können haben sie weit voran gebracht. Egal ob mit Saxophon, mit Gitarre oder allein mit ihrer Wahnsinnsstimme –sie kann das Publikum ausgezeichnet unterhalten. Sie beherrscht den Alltagspop ebenso wie den Soul oder gar die Weihnachtsmusik, sie textet und komponiert vieles allein und bindet diese Produktionen in ihre Programme, die natürlich auch aus Covertiteln bestehen, geschickt ein. „Ich bin flexibel, ich kann auf Wünsche eingehen und kann auf ein funktionierendes Netzwerk zurück greifen, wenn ich doch einmal Hilfe brauche“, beschreibt sie ihre Tätigkeit, die sie erst seit wenigen Jahren als selbständige Unternehmerin ausübt.
Nach dem Gymnasium erlernte sie aber erst mal den Beruf einer Automobilkauffrau, was bei ihrer Herkunft und ihrem Hobby wenig verwundert. Aufgewachsen in der Autowerkstatt des Motorsport besessenen Vaters und schon frühzeitig selbst begeisterte Aprilia-Fahrerin, ist ihr der Benzingeruch nicht fremd. Und dennoch: Ihr Herz schlug letztlich mehr für die Musik. Gleich nach der Lehre folgte der Schritt in die Selbständigkeit. „Das war völlig richtig, ich fühle mich ausgesprochen wohl und mein Terminkalender ist immer ein halbes Jahr im Voraus gefüllt“, schätzt sie heute ein. „Wenn es etwas gibt, was mich ein wenig betrübt, so ist es das unstete Leben, in das ein Partner nicht so richtig hinein passen will. Ist er selbst Künstler, ist er wahrscheinlich auch immer viel zu oft und zu lange unterwegs, ist er kein Künstler, fehlt vielleicht das Verständnis. Nach jedem Auftritt komme ich mit Gesichtern und Geschichten beladen nach Hause, da muss man mal drüber reden können. Aber das ist vielleicht der Preis, den ich für mein wunderbares Leben, ein Leben mit meiner geliebten Musik, zu zahlen bereit sein muss.“ Die kleinen Sorgenfältchen verschwinden bald wieder, schließlich hat die bildhübsche Musikerin gewiss keinen Grund zum Grübeln, denn dieses „Problem“ wird sich eines Tages ganz gewiss von selbst erledigen. In den wenigen freien Stunden sieht man Marie dann schon mal auf ihrem Motorrad durch die Gegend fahren, manchmal mit einem Metalldetektor im Gepäck: „Ich habe ein ziemlich ausgefallenes Hobby: Ich gehe mit meinem Suchgerät am liebsten über historische Stätten wie den napoleonischen Schlachtfeldern und bin jedes Mal gespannt, was ich mit meinem Schippchen nach jedem Piepser aus der Erde kratzen werde. Aber meist ist es nur Schrott, dennoch ist diese ‚Schatzsucherei‘ ein ungeheuer spannendes Hobby!“
Wie es sich für eine Spreewälderin gehört, trifft man sie natürlich auch auf den Spreewaldfließen an: „Ich paddle furchtbar gern durch meine schöne Heimat, von der ich meinen Gästen gern erzähle. Und so ganz hoch oben im Norden, im Eismeer oder auch ganz unten, in der Südsee, denke ich besonders gern an den Spreewald. In der Erinnerung wirkt er besonders schön.“
Anfang 2011 startet die MS „Columbus“ zu einer Weltreise. Ab Namibia an Bord: „Marie-Joana“, vom Veranstalter zum neunten Mal gebucht – ein besseres Qualitätsmerkmal ist unter den Kreuzfahrt-Künstlern nicht bekannt. Dann geht die Reise über Brasilien, Argentinien, Chile, die Osterinseln nach Tahiti. Während der langen Seereise gibt es viele Auftrittsabende. Das sich ihr Repertoire erschöpft, gilt als eher unwahrscheinlich: „Ich habe 400 Titel im Kopf, da wird mir nicht bange!“
"Ich empfehle jedem, der sich noch nicht mit unserer Region bzw. Umgebung befasst hat: Versuchen Sie auch vor oder nach der Saison den Spreewald mit Freunden oder allein zu erobern. Das wunderbare Biosphärenreservat ist eine große Wellnessoase und lädt zum Chillen und Entspannen ein. Es hat seinen Reiz und Bestand genauso wie andere geschützte und angesehene Gebiete auf dieser Welt." Marie
Zur Homepage von "Marie-Joana"
Peter Becker, Dez. 2010
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