Am Anfang war Sand in Tüten
Anfangs verkaufte sie Sand in Tüten. Ihre Eltern waren ihre besten Kunden. „Ich konnte mir schon als kleines Mädchen nichts anderes vorstellen, als Verkäuferin zu werden. Und das wurde ich auch, allerdings über einen kleinen Umweg. Die 1971 in Leipe in einem Landwirtschaftsbetrieb hinein geborene Katrin nahm nach der Schule erst mal eine Lehre als Kleidungsfacharbeiterin im Textilkombinat Cottbus auf. Nach der Ausbildung orientierte sie sich sofort um und bewarb sie sich am Kaufhaus am Roten Platz in Lübbenau als Verkäuferin. Katrin wurde auch angenommen und als junge dynamische Mitarbeiterin auch gern in der Saison und meist an Wochenenden am Kiosk im Lübbenauer Hafen eingesetzt. „Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, ich kam mit vielen Leuten in Kontakt und konnte nun endlich das tun, was ich schon immer wollte: Verkaufen!“ Doch mit der politischen Wende und ihren Umbrüchen war dieser Traum erst mal zu Ende geträumt. „Ich wurde als eine der zuletzt Eingestellten zuerst entlassen, so war damals die Lage. Da konnte ich nichts machen.“ Es folgten Kellnerinnen-Jobs, die sie aber alle nicht befriedigten. Sie war inzwischen verheiratet und hatte einen Sohn bekommen. Katrins Eltern gingen 2000 in Rente und Vater Fritz Pohlenz bot ihr an, den familieneigenen Landwirtschaftsbetrieb zu übernehmen. „Die Arbeit in der Landwirtschaft war mir ja aus Kindertagen leidlich und bestens bekannt, das beherrschte ich. Und nach der Wende wurde der Betrieb noch regelmäßig durch EU-Mittel gestützt, die 2006 aber wegfielen.“ Mit Ehemann und auch noch mit viel elterlicher Unterstützung wurden die kleinen Flächen vor der Leiper Haustür bewirtschaftet. Gemüse und Feldfrüchte bot sie bald am Straßenrand an - daneben die Kasse des Vertrauens. „Das ging erstaunlich gut, die Urlauber und auch die Einheimischen zahlten was ausgepreist war, abends war fast nie ein Manko zu verzeichnen!“ Die Idee mit dem eigenem Hofladen kam ihr über Nacht: „Da hatte ich urplötzlich genaue Vorstellungen und konnte auch meine ältere Schwester Martina davon überzeugen, den Kuhstall zu einem Laden auszubauen.“
Martina Mertsch, die elf Jahre Ältere, hatte in Burg Gärtnerin gelernt und nach der Wende ein ähnliches Schicksal erlitten. Auch sie kellnerte in der Saison, wollte sich aber auch den Belastungen mit langen Schichten bis spät in die Nacht nicht länger aussetzen. Die Mutter dreier Kinder war ebenso auf der Suche wie ihre jüngere Schwester. „Mit ihr wurde ich schnell einig, wir haben auch ein gutes Verhältnis zueinander. Schließlich habe ich sie schon mit dem Kinderwagen durch Leipe gefahren“, erinnert sie sich lächelnd an diese Zeit mit „Mutterpflichten“. Es folgten noch ein paar „Spinnabende“, in denen das Konzept des Ladens immer wieder neu aufgestellt wurde. Von Anfang an war aber klar, dass es sich um einen ökologisch geführten Laden handeln wird. Die meisten Produkte erzeugen heute die Geschwister noch immer auf den angrenzenden Flächen selbst. Kurze Wege bestimmen die Arbeit. Da werden die geernteten Kartoffeln mit der Schubkarre in den Laden, der direkt an der Spree liegt, gefahren. Obst kommt von der Wiese nebenan, die schafwollenen Socken sind von Leipern handgestrickt und den Fisch bekommen sie auch aus der Region. Besonders beliebt ist ihr Meerrettich, den sie natürlich auch selbst anbauen und vermarkten. Mehrmals in der Woche dampft auf dem Hof der neue Backofen. Die frischen Brote, die beiden dann heraus holen, verkaufen sie manchmal noch am Ofen an die Urlauber, die solch ein Backerlebnis bestenfalls von Erzählungen kennen. In manchem Paddelboot oder auf manchem Fahrradgepäckträger gehen die Brote dann gut und wasserdicht verpackt auf weite Reisen.
Katrin Schindewolf und Martina Mertsch machen und entscheiden alles gemeinsam, es gibt kaum Meinungsverschiedenheiten und wenn, dann sind sie von kurzer Dauer und werden wie unter Geschwistern üblich ohne viel Federlesens bereinigt. Es gibt eine gewisse Arbeitsteilung, jede kann jede aber auch jederzeit ersetzen, wenn es mal sein muss.
„Wir müssen in der Saison mächtig ran, schließlich wollen wir über den Winter mit dann praktisch null Einnahmen kommen“, schätzen beide ein. Von einem Achtstundentag oder freien Wochenenden reden sie erst gar nicht. Im Winter bleibt dann Zeit für die Dinge, die beide gern machen. Neben Lesen sind es die Handarbeiten. Martina interessiert sich für das Nähen von Trachten. Sie kann sich noch an ihre Großmutter erinnern, die noch täglich die Arbeitstracht an hatte: „Es gibt nur noch wenige Frauen, die das heute noch beherrschen. Es muss uns gelingen, diese Tradition fortzuführen, sonst endet irgendwann einmal das Tragen der Tracht, weil sie niemand mehr nähen kann.“ Katrin sieht das ebenso und organisiert deshalb in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des „Fördervereins Leipe e.V.“ in den Wintermonaten Trachtenabende. Die Älteren zeigen dann den Jüngeren ihre Nähkünste oder wie eine Haube richtig gebunden wird.
Die beiden Schwestern sind angekommen im Leben. Besonders Katrin hat sich ihren Kindheitsraum erfüllen können, in dem ihre ältere Schwester nun ebenfalls ihre Erfüllung findet. „Wir kommen mit vielen Menschen zusammen, erfahren viel und können auch viel weitergeben. Besonders gern geben wir Tipps an die Spreewaldbesucher weiter, die manchmal vom Paddelboot aus nach dem Weg durch unser Leiper Wasserlabyrinth fragen. Und wenn Sie dann sogar noch ihr Boot aus dem Wasser ziehen und bei uns einkehren, fühlen wir uns besonders wohl. Und ein zufriedener Gast ist ein guter Botschafter des Spreewaldes. Auch darin sehen wir unsere Bestimmung.“
Meerrettichaufstrich
100 Gramm Butter, 100 Gramm geräucherter Schinken oder Wurst, eine kleine Meerrettichwurzel: Den Meerrettich säubern und schälen, fein reiben, mit der Butter und dem gehackten Schinken oder der Räucherwurst mischen.
Dazu passt Schwarzbrot oder man nimmt ihn als Dip für Salzstangen.
Meerrettich lässt sich am besten reiben, wenn er nach dem Säubern und Schälen
eingefrostet wird. So lässt er sich auch in der Küchenmaschine und in der Moulinette am besten verarbeiten.
Zwiebelsalat
Zwiebeln je nach Bedarf in Ringe schneiden, mit Salz und Pfeffer würzen,
mit viel Zucker, etwas Essig und Öl vermengen.
Durchziehen lassen und mit frischer Petersilie garnieren. Der Salat eignet sich zum Grillfest für alle Fleisch und Fischgerichte.
Peter Becker, 21.11.10
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