Roswitha Schier

Roswitha Schier, Lübbenau

  • Politikerin
  • Krankenschwester

Zurück zur „Gemeindeschwester Agnes“ - aber nicht wirklich


Preußische Marschmusik ertönt – ein Grund, pflichtgemäß zum Handy zu greifen. Roswitha Schier muss dies an diesem Vormittag noch öfter tun, denn die Brandenburger Landtagsabgeordnete muss auch dann erreichbar sein, wenn sie sich in ihrer Heimatstadt Lübbenau mal eine kleine Auszeit nimmt. Diesmal sitzt sie in ihrer Lieblingsgaststätte „Kaupen Nr. 6“ und genießt den Morgenkaffee. Dennoch sind ihre Gedanken bei ihrer politischen Arbeit, immer wieder genährt und unterbrochen durch Anrufe aus Potsdam. Dazwischen bleibt etwas Zeit für einen Rückblick.
Roswitha Schulz wurde 1962 noch als eines der letzten Kinder im Lübbenauer Landambulatorium vor dessen Schließung geboren. Roswitha erlebte ein harmonisches Elternhaus, in dem immer Zeit für die fünf Kinder war und stets ein Elternteil nach der Schule auf sie wartete. „Hier habe ich die Grundlagen für meine späteren Überzeugungen mitbekommen. Eine intakte Familie, die das Wohl und die Entwicklung der Kinder über ihr eigenes stellt, ist die Basis für deren erfolgreiche spätere Entwicklung.“ Den Anstoß zu ihrem Berufswunsch erhielt sie im Alter von sieben Jahren mit einem Krankenschwester-Spiel. „Von nun an wollte ich nur noch diesen Beruf ausüben, und ich habe  später auch mein Ziel erreicht.“ Am Lübbener Frauenberg arbeitete sie eine Zeit als OP-Schwester in der Gynäkologie, bis die eigene Familienplanung sie diese Arbeit unterbrechen ließ. Auch sie wollte, wie schon ihre Eltern, stets für ihre beiden Söhne da sein. „Krippe kam für mich nicht infrage!“ Kurz vor der politischen Wende schulte sie noch einmal um, um nicht wie ihr Ehemann im Schichtbetrieb arbeiten zu müssen. Die frischgebackene Facharbeiterin für Schreib- und Spielwaren wollte in den Zeiten des Umbruchs dann doch wieder in den alten Beruf zurück und bewarb sich als Pflegeschwester im Lübbenauer Altenheim. Die gläubige Christin, der konservative Werte viel bedeuten, wurde 1991 Mitglied der CDU und schon bald von Martin Habermann, den späteren Landtagsvizepräsidenten, angesprochen ob sie ihn nicht als Mitarbeiterin in seinem Lübbenauer Büro unterstützen könnte. „Jetzt macht doch jeder was Neues – warum nicht auch du?“ Ehemann Dietmar gab den entscheidenden Anstoß für ihre politische Laufbahn. Im Bürgerbüro nahm sie die zahlreichen Sorgen und Nöte der Menschen entgegen, die alle eine Lösung erwarteten. „Das ging von drohender Arbeitslosigkeit über Wohnungs- bis hin zu Eigentumsfragen. In dieser Zeit habe ich das ganze Bündel der Sorgen unserer Menschen auf einmal erfasst, und ich konnte hier und da auch mal helfen. Meist aber musste sich jeder auf seine eigenen Kräfte besinnen und einen Neuanfang wagen – wie ich.“ Wieder war es Martin Habermann, der seiner fähigen Mitarbeiterin antrug, sich doch für die Landtagswahl aufstellen zu lassen, auch der Ehemann riet zu: „Nutze die Chance!“ Mit dem Einzug in den Landtag war es dann auch folgerichtig, dass sie die gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Partei wurde. „Bei meiner ersten Rede vor den Abgeordneten des Landtages war ich noch sehr aufgeregt, sie lief aber gut, denn ich war gut vorbereitet. Dennoch bin ich froh, dass niemand eine Zwischenfrage gestellt hatte, es hätte mich vielleicht aus dem Konzept gebracht. Viel schlimmer war das Reden später als ich einmal ein Manuskript vertauscht hatte, was mir, schon am Rednerpult stehend, einen Schrecken durch die Glieder jagte. Aber auch hier half mir meine sehr gute Vorbereitung. So musste ich plötzlich frei sprechen und habe dabei eine Brücke überschritten, die mir heute hilft. Ich habe an Selbstvertrauen gewonnen.“ In diese Zeit ihrer Landtagsarbeit fällt auch ihr Modellprojekt von der „Wiederbelebung“ der Gemeindeschwester, die aber doch so anders als die bekannte „Schwester Agnes“ aus einer beliebten DDR-Fernsehserie ist und eigentlich für eine Praxisassistentin des Hausarztes steht. „Aber den alten Begriff bekommt man nicht raus, was auch nicht schlimm ist. Wichtig ist, das gerade im ländlichen Raum älteren und kranken Menschen in ihrer häuslichen Umgebung geholfen werden kann und sie nicht die Arztpraxen aufsuchen müssen, wenn einmal nur Blut für das Labor abgenommen werden muss.“ Mit Recht ist sie stolz auf das inzwischen Erreichte. Aus anderen Bundesländern kommen immer häufiger Anfragen zu diesem Projekt - Roswitha Schier gibt gern ihre Erfahrungen weiter.
Inzwischen ist sie arbeitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion und hat sich schon den nächsten Brocken vorgenommen: „Es kann nicht sein, dass wir 8000 jugendliche Arbeitslose haben und gleichzeitig 8000 unbesetzte Stellen!“ Sie will sich vor Ort in den Ämtern umsehen und Gesprächen beiwohnen, sie will die Gründe erfahren, weshalb dies so ist und wie es geändert werden kann. Eine Hauptverantwortung sieht sie schon jetzt in der Familie und in der Rolle der Eltern. „Wir müssen diese mehr in die Pflicht nehmen, die Politik allein kann das Problem nicht lösen“, lautet eine erste Erkenntnis.
Das Telefon ruft sie in den politischen Alltag zurück. Die kleine Verschnaufpause auf „Kaupen Nr. 6“ geht zu Ende. „Ich bin so gern im Spreewald, Wasser ist mein und unser Leben. Vielleicht hat sich diese Einstellung auch auf Martin, unseren Ältesten, übertragen der bei der Bundesmarine dient“, mutmaßt sie. Roswitha Schier ist so oft die Zeit es erlaubt im Spreewald unterwegs. In einer Burger Gaststätte redet sie dann gern auch mal oft und länger mit dem jungen Restaurantleiter. Mutter und Sohn Gerd, der Zweitgeborene, haben sich ja schließlich immer mal was zu erzählen.
In den ganz wenigen freien Minuten greift sie auch mal zum Buch, meist sind es Biografien. „Wenn ich dann auf meiner Terrasse in Klessow sitze, reicht mir auch mal nur eine halbe Stunde, um mich zu erholen.“ Als Pfarrgemeinderatsvorsitzende der katholischen Kirchengemeinde „Heilige Familie“ Lübbenau macht sie eine ganz andere Arbeit. Aber nur scheinbar. Es gehört zu ihrer Grundüberzeugung, Menschen zu helfen.

Peter Becker, 20.08.10

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Roswitha Schier

 

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