Eine Fährfrau, die ankommt
„Hoffentlich finden wir hier wieder raus!“ Eine Flensburger Reisegruppe schien leicht besorgt, als der Kahn immer tiefer in die Wildnis des Unterspreewaldes eindrang. „Aber wir haben ja Frau Fischer, die kennt sich hier ja bestens aus“, beruhigte sich die Gruppe gleich selbst. Frau Fischer, die Kahnfährfrau aus Schlepzig, setzte ihr überzeugendstes Lächeln auf und vermittelte Zuversicht. Genau an der fehlte es ihr aber. Denn es war ihre erste Fahrt, die auch gleich vier Stunden dauern und erst in der Abenddämmerung enden sollte. Mühsam erinnerte sie sich zwischen Wasserläufen, Dschungeldickicht und alten Bäumen an die Route und brachte die Gäste schließlich wohlbehalten an ihr Ziel. „Als ich denen nach der Ankunft von meinen Sorgen erzählt hatte, mussten wir alle befreit lachen. Diese erste war auch meine schönste Fahrt, noch heute schicken mir die Flensburger Gäste Neujahrskarten mit besten Wünschen für Gesundheit und die stete Erreichung meiner Ziele. Mit viel Ausrufungszeichen. Ich lese da schon die eindeutige Zweideutigkeit heraus“, erzählt Sieglinde Fischer schmunzelnd.
Sie ist 1956 in der Spreewaldstadt Lübben geboren und am Stadtrand aufgewachsen. Die Liebe zu ihrer Heimat hat sich schon in in frühester Kindheit entwickelt. Sehr gern erinnert sie sich an die sonntäglichen Fahrradausflüge mit den Eltern in den Oberspreewald oder auch an die Ferienaufenthalte bei den Großeltern auf dem Dorf. Dort lernte sie das Treiben auf dem Bauernhof kennen. „Gesprochen wurde in der Spreewälder Mundart, die Frauen trugen bei ihren täglichen Verrichtungen die Arbeitstracht. Ich war immer gern dabei, wenn meine Oma die blaue Leinewandschürze vom Haken nahm und in den Stall zum Melken ging. Dabei wurde immer viel erzählt und gelacht. Auch die Fastnacht wurde immer ordentlich gefeiert; den Duft der frisch gebackenen Pfannkuchen habe ich immer noch in der Nase“, schwärmt Sieglinde Fischer
Die Großstadt Berlin hat sie während ihres Ökonomiestudiums kennengelernt, geliebt hat sie aber immer ihren Spreewald, nach ihm hatte sie Sehnsucht. Hier lernte sie auch ihren Mann kennen, da wusste sie genau, wo sie hingehört. Gemeinsam begannen sie, ihre Wurzeln zu entdecken und zu erforschen. „Uns wurde immer klarer, in welcher einmalig schönen und traditionsreichen Gegend wir eigentlich leben. Der Spreewald ist auch wegen der reichen Kultur seiner Bewohner, ihrer schönen Trachten, der wendischen Sprache und der vielen Sitten und Bräuche etwas Besonderes.“
Sieglinde Fischer ist es wichtig, diese Kultur zu bewahren und ihren Gästen während der Kahnfahrt auch näherzubringen. Sie fühlt sich als Repräsentantin des Spreewalds und trägt deshalb auch eine wendische Tracht. Sie begrüßt ihre Gäste in der niedersorbischen Sprache und möchte während der Kahnfahrt ihre Freude an der herrlichen Natur weitergeben. Sehr gern bewirtet sie dabei ihre Gäste und lässt sie die sprichwörtliche Spreewälder Gastlichkeit spüren.
Der Spreewald hat viele kulinarische Besonderheiten. Hervorragend wächst der Kürbis, der auch in der herzhaften Variante sehr gut schmeckt.
Kürbis-Eintopf
1 Zwiebel |
feingewürfelt in einem hohen Topf in Öl oder Margarine andünsten und |
300 g Hackepeter |
zugeben, mit |
Salz, |
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Pfeffer |
und |
edelsüßem Paprika |
würzen und leicht anbraten. Danach mit |
1 Liter Wasser |
und |
1-2 Brühwürfel |
auffüllen. |
300 g Porree |
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750 g Kartoffeln, |
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750 g Kürbis |
und |
frischen Ingwer (ca. walnussgroß) |
in feine Würfel schneiden und in den Topf geben. Das Ganze ca. 20 Minuten gar kochen und zum Schluss mit feingehackter frischer |
Petersilie |
bestreuen. |
Peter Becker, Dez. 2010
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