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Iris und Jörg Schwerdtner

Iris und Jörg Schwerdtner, Lübbenau

  • Gastronomenehepaar
  • Kahnfahrbetrieb

Ein vergessener Telefonanruf und seine Folgen


In den Siebzigern planschten noch beide als Kinder in der Spree: Iris in Lübben und Jörg in Lübbenau. Während Iris zwischen den Kähnen das Schwimmen lernte, zog es Jörg  jungensgemäß vor, im Wetttauchen mit den anderen seine Stärken zu messen. Wer das Hafenbecken durchtauchte, war Sieger. Jörg schaffte es fast immer. Der am Wasser in der Lübbenauer Altstadt großgewordene Junge begann schon mit 14 Jahren am Großen Hafen offiziell Gäste durch den Spreewald zu staken – damals durfte das noch sein.
Die beiden 1968 Geborenen trafen sich erst 25 Jahre später. Da war Jörg Instandhaltungsmechaniker beim Wasser- und Abwasserzweckverband im Bereich Kanalreinigung und Iris als Kellnerin in einem Gasthaus in Lübbenau tätig. Ihre Ausbildung bekam sie in der damaligen Gaststätte „Wotschofska“.  „Als junges Mädchen wollte ich ja was erleben, deshalb entschied ich mich nach der Ausbildung und einiger Zwischenstationen für die Lübbenauer Gaststätte“, erinnert sie sich heute. Ihre zahlreichen Erfahrungen, zuletzt als Oberkellnerin in der „Alten Mühle“ sollten ihr noch sehr helfen. Der damalige Pächter der „Mühle“ kam aus den alten Bundesländern und ließ mal durchblicken, dass er bald wieder ins Rheinland gehen will und sie ja dann die Gaststätte übernehmen könne. „Ja, ja, ein schöner Traum … nie werde ich diese Gaststätte bekommen“, dachte sie damals. Am 1. Januar 2002 war sie die neue Pächterin! Ihr Vorgänger hatte es plötzlich doch ganz eilig und fand in ihr eine begeisterte Nachfolgerin, deren Traum nun wahr wurde. Aber erst mal war Familienrat angesagt, denn auch Jörg wusste, dass sich mit der Geschäftsübernahme auch für ihn vieles ändern wird. Nach einigen reiflichen Überlegungen beendete er seine Tätigkeit in Calau, um seiner Frau – sie hatten am 9.9.99 geheiratet- in der Gaststätte beizustehen. Doch daraus wurde erst mal gar nichts: In der Nacht nach dem Unterschreiben seines Aufhebungsvertrages erlitt Jörg einen schweren Bandscheibenvorfall, der ihn acht Wochen ans Bett fesseln sollte. „Es muss wohl der Stress gewesen sein, der sich auf den Rücken gelegt hat. Erst durch Besprechung bin ich nach Monaten geheilt worden“, erinnert er sich an diesen, für beide schwierigen Einstieg in das Gastronomiegeschäft. Von der „Alten Mühle“ aus konnten sie immer einen Blick auf die Traditionsgaststätte „Zum Grünen Strand der Spree“ werfen. „Die müsste man auch noch haben, dann haben wir ausgesorgt“, dachten sie dann oft. Und auch hier kam es ganz schnell: Der Besitzer Wolfgang Moshake fragte sie eines Tages bei Feierabendbier plötzlich, ob sie die Gaststätte nicht kaufen wollen. Die beiden trauten ihren Ohren kaum – und wurden schnell mit ihm einig. Mit dem „Ausgesorgtsein“ klappt es dagegen erst mal nicht so schnell, denn die aufgenommen Kredite wollen regelmäßig bedient werden, auch im Winter. „Aber wir haben Arbeit und können in der Saison fast 40 Leuten ebenfalls Arbeit geben“, lautet ihrer beider Auffassung. Mit dem Familienunternehmen „Schwerdtners Kahnfahrten“, mit beiden Gaststätten in unmittelbarer Hafennähe und der gepachteten Toilettenanlagen in der Poststraße sind sie gut aufgestellt. „Wer unsere dortigen Anlagen benutzt, kann den dort erhaltenen Wertbon in unseren Unternehmen einlösen. Und in Zeiten knapper Kassen holt der Gast sich das Geld gern zurück“, erklärt Familie Schwerdtner ihre Geschäftsidee. Ganz neu ist  „Schwerdtners Spreewaldmarkt“ im ehemaligen Bäckerladen des Elternhauses in der Dammstr. 81, dem Wohnsitz der Familie.
Wer in einem touristischen Zentrum Gastronomie betreibt, gerät bald in den Blickpunkt von Medien und Prominenz. Jörg Schwerdtner war Anlaufstelle für Filmprojekte, zeigte den Drehteams den Spreewald und lehrte den Schauspielern das Staken. „Einmal musste ich einen Schauspieler doubeln – nicht mal meine Mutter hat mich erkannt“, erinnert er sich amüsiert an die Filmarbeiten. Aber auch Iris sollte ihre Filmerfahrungen machen: „Ich war gerade mit einem schweren Biertablett unterwegs und hatte das Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt, als ich gefragt wurde. Wir sollten mit einer Berliner Familie Arbeit und Wohnung tauschen und ich muss irgendwie auch zugesagt haben, wohl auch, um das Gespräch zu schnell zu beenden.“ Fast schon vergessen, ereilte sie für beide überraschend der Drehtermin. In zwei Wochen sollten sie mit Tochter Romy für mehrere Tage nach Berlin und die türkische Tauschfamilie nach Lübbenau. Das Ergebnis wurde im TV ausgestrahlt und fand in der Region viel Beachtung und Anerkennung. „Das würden wir sofort wieder machen, solch eine Erfahrung möchten wir nicht vermissen“, ist das einstimmige Resümee beider.
Am Erfindungsreichtum für Höhepunkte und Feiern mangelt es beiden nicht. Im Jahr 2009 hatte die Familie ihr „200. Jubiläum“ gebührend gefeiert: 130 Jahre „Zum Grünen Strand der Spree“, 60 Jahre „Schwerdtners Kahnfahrten“ und - zehn Jahre Ehe.
Auch Umbaupläne am denkmalgeschützten Gasthaus werden diskutiert, die Kellner sind mit Funkkassen ausgerüstet und über das Internet werden immer mehr Geschäfte und Kontakte angebahnt - ein junges modernes Unternehmerpaar dem es Freude macht, etwas zu unternehmen.

 


Spreewälder Schmorgurken ( für 4 Personen)


2 Salatgurken (oder 2 kg Schmorgurken)

schälen und der Länge nach halbieren. Mit dem Löffel die Kerne ausstreichen und das Fruchtfleisch in fingerdicke Stücke schneiden. Die Gurkenstücke mit

1 TL Salz und 1 TL Essig (10%)

versetzen und 30 Minuten ziehen lassen.

2 Zwiebeln

schälen und hacken.

40 g Speck

fein würfeln und zusammen mit den Zwiebeln in einer Pfanne mit hohem Rand anbraten, herausnahmen und im gleichen Fett enthäutete, entkernte und kleingewürfelte

3-4 Tomaten

anbraten. Alles mit

etwas Mehl

bestäuben. Die Gurkenstücke, den gezogenen Saft und

0,5 l Fleischbrühe

in die Pfanne geben und 5 Minuten köcheln lassen.

250 g Creme fraiche

zugeben und weitere 5 Minuten köcheln lassen. Mit

Salz, Pfeffer und Zucker

abschmecken und zum Schluss gezupften

Dill (1 Bund)

darüber streuen. Dazu passen Salzkartoffeln.

Peter Becker, 15.05.10

 

Fotoalbum Schwerdtner

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